Die Storys

Inkas Story

Simone und ich waren eigentlich nie die großen Fleischesser und beschlossen irgendwann, einfach ganz darauf zu verzichten.


Vor ein paar Jahren bekam ich Probleme mit meinem Herzen. Ich hatte Atemnot und ständiges Stechen in der Brust. Meine körperlichen Kräfte wurden immer schlechter und jede Treppe machte mir zu schaffen. Irgendwann bestand mein Alltag nur noch darin, irgendwie meine Arbeit zu erledigen und mich zu Hause direkt hinzulegen. Das machte mich sehr traurig, da ich am Leben gar nicht mehr teilnehmen konnte. Ein Kardiologe hat letztendlich eine übergangene Herzmuskelentzündung sowie eine Linksherzinsuffizienz festgestellt. Er wollte mir Tabletten verschreiben, doch das lehnte ich ab. Ich hoffte, für mich eine andere Lösung zu finden.


Ich beschloss, erst mal eine Kur zu beantragen, und bekam diese nach längerem Hin und Her auch genehmigt. In diesen fünf Wochen ging ich viel spazieren und absolvierte täglich ein leichtes Ausdauertraining auf dem Crosstrainer. Nach und nach habe ich wieder zu mir gefunden. Als die Kur vorüber war, ging es mir wieder um ein Vielfaches besser, aber die Herzrhythmusstörungen blieben. Ich fing an, viel über Ernährung zu lesen. Man sagt ja immer „Man ist, was man isst!“. Immer öfter stieß ich auf Berichte, die Herzkrankheiten und Krebs in Verbindung mit tierischen Fetten brachten. Ich war ja schon Vegetarierin, aber laut diesen Berichten fördert auch der Konsum von Sahne, Milch, Käse, Eiern – also allen tierischen Lebensmitteln – diese Krankheiten. Ich war geschockt! Milchprodukte werden doch immer als gesund dargestellt. Ich war immer noch etwas skeptisch und konnte mir zudem auch ein Leben ohne Milchprodukte nicht vorstellen, denn ich liebte meinen Käse.


Dennoch beschloss ich, eine 30-Tage-Kur zu machen. 30 Tage auf alles Tierische zu verzichten, das war machbar. Ich kaufte mir ein Buch und kochte jeden Tag nach diesen Rezepten. Es war fantastisch. Es gab zwar nicht meinen heißgeliebten Käse, aber ich entdeckte so viel Neues. Vegan kann so kreativ sein, mir fehlte es an absolut nichts. Nach einer Woche wusste ich, das ist es. Dabei bleibe ich. Und nach zwei Wochen wurden meine Herzrhythmusstörungen viel, viel besser. Nach einem halben Jahr vegan habe ich so gut wie keine Beschwerden mehr. Meine Fitness ist wieder normal und die gefürchteten Treppen sind kein Problem mehr. Ich bin kein Arzt, doch mein Körper sagte mir, was das Richtige für mich ist.


Ein schöner Nebeneffekt waren auch die Glücksgefühle. Massentierhaltung empfand ich schon immer als falsch und es tut einfach gut, wenn man diesen würdelosen Umgang mit Tieren nicht mehr unterstützt. Und das so leicht. Ich dachte immer, vegan heißt Verzicht, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich habe eine neue Leidenschaft entdeckt – das Kochen.


Meine Kollegin und Freundin Simone – ich nenne sie immer die Teilzeitveganerin – und ich entwickeln seither zusammen ständig neue Rezepte. Und das macht Riesenspaß.


Sie hat sich für den vegan-vegetarischen Weg entschieden, weil sie sich nicht zu stark einschränken wollte. Leider ist das Angebot in der Gastronomie immer noch sehr bescheiden. Durch unsere gemeinsamen Kochabende jedoch fühlte sie sich auch immer mehr zur veganen Ernährung hingezogen und verzichtet heute überwiegend auf tierische Lebensmittel. Ich denke, man muss nicht unbedingt gleich ganz auf tierische Lebensmittel verzichten. Wenn jeder etwas bewusster essen und seinen Konsum von tierischen Lebensmittel einschränken würde, dann gäbe es keine Massentierhaltung und weniger Tiere müssten leiden.


Ich würde mich freuen, mit diesen Zeilen ein paar Menschen zu erreichen, die offen für Neues, interessiert oder gleichgesinnt sind. 



Simones Story

An dieser Stelle möchte auch ich, Simone, Euch erzählen, wie ich zu dem Thema „Vegan“ fand. Ich selbst bin seit Dezember 2013 Vegetarierin und selbsternannte Teilzeit-Veganerin! Das heißt, ich versuche veganes Essen so oft es geht in meinen Alltag zu integrieren – auf der Arbeit, zu Hause, wo immer es mir möglich ist. Ich verzichte im Alltag neben Fleisch und Fisch auf  Milch, Milchprodukte, Eier und Honig. Wenn ich jedoch einmal eingeladen bin oder Essen gehe, greife ich auf vegetarische Gerichte zurück, da vegan in der hiesigen Gastronomie und im Umfeld noch nicht sehr verbreitet ist. Am Wochenende esse ich auch hin und wieder mein geliebtes Frühstücksei, denn es gibt Dinge, die kann man nicht ersetzen. Aber dies tue ich dann auch mit vollem Genuss, Bewusstsein und Respekt. Doch ziehe ich auch den Hut vor Menschen, die fähig sind, die vegane Lebensweise konsequent, jedoch nicht militant, umzusetzen. Früher konnte ich mir vegane Ernährung überhaupt nicht vorstellen und fand Veganer eher etwas befremdlich! Heute würde ich selbst jedes vegane Gericht einem anderen vorziehen und weiß, dass Veganer meist ein hohes Maß an Bewusstsein in Sachen Ernährung haben.


Zum ersten Mal kam ich 2008 mit veganer Ernährung in Berührung. Ein Zeitpunkt, an dem ich selbst noch Fleisch verzehrte und mir nicht allzu viele Gedanken über Ernährung machte. Mein Vater, der an Multipler Sklerose leidet, hat sich damals, um die Schübe der Krankheit aufzuhalten, einer neuen Behandlungsmethode mit Chemotherapie unterzogen. Das Ende der Geschichte war, dass seine Blutwerte völlig im Keller waren. Er hatte viel zu wenige Leukozyten, weiße Blutkörperchen, was bedeutete, dass ein kleiner Schnupfen für ihn lebensgefährlich war. Ich war sehr besorgt um ihn, da die Ärzte nach seinem Krankenhausaufenthalt zu Hause noch wochenlang sein Blut untersuchten und keine Besserung stattfand. Mal gingen die Werte leicht nach oben, dann wieder ein gutes Stück runter. 


Durch Zufall erfuhr ich von einer Freundin von einem Biochemiker in unserer Nähe, der kurz zuvor ihr Blut untersucht hatte, auf solche Fälle spezialisiert war und meine Freundin entsprechend behandelte. Als ich das hörte, wusste ich, ich muss meinen Vater irgendwie dort hinbringen. Nicht so einfach, wo er doch so furchtbar skeptisch und ein Verfechter der Schulmedizin ist. Aber nach vorheriger Absprache mit dem Biochemiker konnte ich meinen Vater überreden, mitzukommen. So fuhren wir also hin und der gute Mann sprach in meiner Anwesenheit mit meinem Vater, entnahm ihm einen Tropfen Blut , untersuchte es mit dem „Dunkelfeldmikroskop“ und überzeugte auch mich, mein Blut einmal checken zu lassen. 


Vom Dunkelfeldmikroskop hatte mir vorher noch niemand etwas erzählt und ich war erstaunt, was da so alles zu sehen war. Sowohl meine als auch die Blutkörperchen meines Vaters klebten rollenförmig aneinander, statt in runder Form einzeln frei zu fließen. Der Biochemiker schmunzelte und meinte nur: „Da isst aber jemand gerne Schnitzel, Currywurst und Pizza!“ Peinlich, Volltreffer! Und so was sah man im Blut? Dann strich er noch mit seinem Daumen über meine Venen im Bein, was höllisch schmerzte! Erneut grinste er und meinte zu uns beiden: „Keine Sorge, das bekommen wir wieder hin! Nach drei Wochen werden Sie sich ganz anders fühlen!“ Bis dato glaubte ich noch nicht mal, dass es mir irgendwie schlecht ging. Das Ende vom Lied war, dass er meinem Vater und auch mir empfahl, drei Wochen lang auf jegliche tierische Eiweiße und tierische Fette sowie auf weißes Mehl, Zucker und Hefe zu verzichten. Darüber hinaus bekamen wir zwei Wochen lang Spritzen und Tropfen mit rein pflanzlichen Inhaltstoffen. Ich fragte, was in den Sachen denn drin sei, und mir wurde gesagt, nichts Schlimmes, nur alle möglichen Kräuter. Wir zogen das beide durch und es fiel mir damals sehr schwer, auf die vielen leckeren Sachen zu verzichten. Jedoch war es so, dass ich alle tierische Lebensmittel einfach wegließ und auf Vollkornprodukte umstieg. Das war nicht wirklich prickelnd – war und bin ich doch ein Genussmensch. Fazit jedoch war: Nach den drei Wochen waren die Blutwerte meines Vaters wieder in Ordnung, die Schmerzen in meinen Venen verschwunden und ich fühlte mich viel fitter, wacher und klarer im Kopf. Der Hausarzt fragte meinen Vater noch erstaunt, ob er etwas anders gemacht hätte. Und so wurde mir bewusst, welche Auswirkung veganes Essen auf unseren Körper, die Gesundheit und unser Wohlbefinden hat. 


Die tierischen Fette und Eiweiße setzten sich in den Venen ab, die Blutkörperchen klebten aneinander, sodass sie nicht mehr fähig waren, frei zu fließen, den Sauerstoff in unserem Blut ordnungsgemäß zu transportieren und unsere Organe zu versorgen, was ihr eigentlicher Job ist. 


Trotz all diesem Wissen und Bewusstsein fiel ich erneut in den alten Trott zurück, da ich mir nicht vorstellen konnte, mich auf ewig vegan zu ernähren. Als meine Freundin Inka jedoch Jahre später die selbe Kur begann, jedoch nach völlig anderen Rezepten und mit neuen Zutaten kochte, die einfach nur unglaublich lecker schmeckten, habe ich Feuer gefangen und bin mit eingestiegen. Es ist wahnsinnig, wie viele neuartige Zubereitungsarten und Zutaten ich durch unser gemeinsames Kochen kennenlernen durfte. Ich war und bin begeistert und erfreue mich jedes Mal an den gemeinsamen Kochabenden, für die wir uns immer wieder neue Rezepte einfallen lassen. 


Für mich steht heute fest, guter Geschmack braucht nichts Tierisches. Das Kochen mit tollen frischen Zutaten, leckeren Kräutern und Gewürzen macht einfach unglaublich viel Spaß und man kann der Kreativität freien Lauf lassen. Und das Schöne dabei ist: Man tut sich selbst, der Umwelt und den Tieren etwas Gutes. Als sehr tierlieber Mensch sagte ich schon früher immer:  „Wenn ich die Tiere, die ich esse, selbst schlachten müsste, wäre ich wohl Vegetarierin.“ Heute bin froh, dass ich es bin und den Tieren ein kleines Stück ihrer Würde zurückgeben kann. Es geht meines Erachtens gar nicht darum, sich von jetzt auf gleich perfekt vegan zu ernähren, es sind doch oft schon die kleinen Schritte, die zu großen Veränderungen führen können. 


Und so begann auch für mich dieser Weg mit einem ersten Schritt ...